The Influencers
Taubenheim

Paradiesvögel

Jakob Grommas

Klaus 90

Klaus 90

Jakob Grommas


Integriertes Design MA

bei Prof. Andrea Rauschenbusch,
Prof. Peter Bialobrzeski

Ein audiovisuelles Erscheinungsbild für die unabhängige Distribution eigener Musik. / A audiovisual identity for independently distributed Music of the artist Klaus 90.

Einleitung

„Die Formel bildet die Form. Bildet eine Gruppe an Formen.“ schreibt Paul Gredinger im Geleitwort der Neuauflage von Karl Gerstners Buch Programme Entwerfen. Mit einer Vielzahl von Beispielen erweitert er auf Grundlage von Gerstners Studien und ganz im Sinne des Schweizer Soziologen und Planungstheoretikers Lucius Burckhardt den Begriff des (gestalterischen) Programms im Entwurf: 

„Ein Komponist lässt Zufälligkeiten der Papieroberfläche Anlass zur Bestimmung von Frequenz, Dauer, Klangfarbe, Lautstärke und Einsatz sein. Das Klangmaterial ist nicht wie üblich vorbestimmt. Trotzdem ist die Partitur eine Partitur, ein entworfenes Programm: Das und das sind die Elemente. Und das kann ich damit tun. Resultat: eine ganze Serie von Lösungen. Wichtig ist nicht, ob das Resultat so oder anders wird, wichtig ist, dass die Form sich auf Befehl oder Formel bildet, bilden muss. Im Entwerfen der Formel (Bild dafür: Tulpenzwiebel), nicht im Entwerfen der Form (Bild: Tulpe) liegt das schöpferische Vergnügen. Und also das Ziel des Gestaltens.“

Während Paul Gredinger in seinem Geleitwort im Wesentlichen anhand der diversen Vergleiche die Allgegenwärtigkeit von programmatischen Systemen und ihren Abläufen aufzeigt, eröffnet er passend den Kosmos der folgenden interdisziplinären Untersuchung zwischen Gestaltung, Programmierung und Musik.


Im Zentrum dieser Untersuchung steht die Veröffentlichung der Schallplatte „Ebbe und Flut“. Das Ziel ist ein Erscheinungsbild in Form eines Programms, welches angefangen vom Label der Schallplatte jeweiliger Veröffentlichungen über die Verpackung mit beiliegendem Plakat bis hin zur Webseite als genereller Vertriebskanal Anwendung findet. Ein besonderer Fokus liegt dabei auf der Kombination von Programmierung, Musik und Gestaltung, sowie im Austausch ihrer interdisziplinären Experimente.


Im persönlichen Werdegang entwickeln wir verschiedene Interessen, in manchen davon entwickeln sich Kompetenzen, wenige professionalisieren wir. In meiner Konstellation ergab sich aus einer musikalischen Elementarerziehung die Begeisterung für das Musizieren. Von Violoncello über Klavier, bis hin zu Sprechgesang und Drumcomputer. Meine pubertäre Faszination an grafischen Benutzeroberflächen entwickelte sich dabei zu einem Interesse an Programmierung und Gestaltung. Während ich im Selbststudium des Programmierens meinen Fokus auf die Webentwicklung legte, ergab sich durch meine Studien in Braunschweig, Basel und Bremen ein universitärer Kontext zur Typografie. Meine praktisch und theoretisch gesammelten Erkenntnisse vergrößerten dabei ihren Radius: Vom isolierten Fachbereich mit seiner jeweiligen Geschichte, Technik und Terminologie, über Literatur und Exkurs bis hin zum Austausch, erst innerhalb der verschiedenen typografischen bis grafischen Disziplinen, dann im Dialog mit diversen Handwerken und Fachbereichen.

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Fazit

„Ein Entwurfsproblem verändert sich während man es behandelt, weil das Verständnis dessen, was erreicht werden könnte, sich kontinuierlich ändert. Zu verstehen, was das Problem ist, ist das Problem.“ (Horst Rittel: Die Denkweise von Designern. Vortrag, International Congress on Planning and Design Theory in Boston, August 1987)

Während das Experiment dieser Untersuchung das Forschungsfeld der ersten Veröffentlichung auf technisch und grafisch abstrahierte Weise untersucht, hat sich durch die – und in der – Untersuchung der konkreten Bestandteile des Erscheinungsbildes ein übergreifendes Programm dafür entwickelt.

 

Das Label ist mit seiner Kreisform ein isoliert funktionales Fragment und spielt in seiner reduzierten Variabilität mit allen weiteren Fragmenten des Erscheinungsbildes. Das Quadrat der Verpackung war formgebend für den Raster, der wiederum durch frühzeitige Versuche im Web um gestalterisch relevante Parameter erweitert wurde. Metaphorisch zwischen erzeugten Bildern bis hin zum Rauschen der SVG-Filter schafft das visuell lose Konzept eine passende Brücke und doch genügend Raum für die Musik. Diese spricht mit Sample und Kick auf der Webseite fragmentarisch für sich und gibt gerade genug für einen Eindruck preis. Mit einer angeglichenen Grundgeschwindigkeit von 90BPM schaffen die Samples eine Art musikalischen Raster für alle weiteren Animationen. Im Rhythmus fügt sich die Bewegung in ihrer Geschwindigkeit dem Beat. Discobag, Plakat und Packaging (PVC-Hülle) verweben Werk und Beiwerk. Nebenbei ergibt sich durch die Geschwindigkeit von 45 RPM und durch das Basisraster von 180 Millimeter ein passender Kontext zum Künstlernamen Klaus 90. Sowohl der schriftliche, als auch der musikalische, wie visuelle Diskurs kommunizieren im Einklang.

 

Jedes gestalterische Problem hat seinen Kontext, seine Bestandteile und Bedingungen. Besonders das interdisziplinäre Denken hilft dabei das Problem besser fassen zu können. Im Falle der vorliegenden Untersuchung ist die Zusammenstellung der Disziplinen eine gleichermaßen zufällig wie individuell logische. Während sich das Erscheinungsbild aus primär künstlerischem Zwecke entfaltet, nimmt es zugleich Bezug auf die verschiedenen Medien und den ihnen zugeordeneten Funktionen. Vergleichbar mit den unterschiedlich komplexen Logiken verschiedener Programmiersprachen verdichtet sich von Konstanten bis hin zu variablen Abläufen ein interdisziplinäres Programm.



Welcome to Paradise – Mit dem "Influencers Taubenheim" präsentiert die HfK im Rahmen von Open Space digital und analog Arbeiten, Performances und Installationen Studierender und stellt auch ihre diesjährige Jahresausstellung sowie die Verleihung des hochdotierten Frese-Design-Preises unter das Motto.

Als Paradiesvögel im Taubenheim zeigen wir hier die Abschlussarbeiten von über 40 Absolvent:innen der Studiengänge Digitale Medien und Integriertes Design. Die aus diesen Arbeiten, von einer internationalen Jury, ausgewählten Preisträger:innen und Belobigten erhalten vom 27.-31.07 und 03.-07.08. die Möglichkeit, im "Taubenheim" im Rahmen von Open Space auf dem Domshof ihre Arbeiten im öffentlichen Raum auszustellen.

Doch zuvor - Klickt euch hier durch die vielfältigen und spannenden Abschlussarbeiten der Absolvent:innen, entdeckt Projekte aus den Studiengängen Integriertes Design und Digitale Medien oder lauscht den Klängen der Paradiesvögel. Viel Spaß! *Gurr*

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